Die Frau, die endlich erkannt werden wollte

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von David Erlay

 

Wenn dieses Buch sich dem Leser als Novelle vorstellt, so wird dieser Anspruch in nahezu absoluter Weise erfüllt. Novelle – da schimmert mehr durch als bei einer Erzählung, ist doch in ihr von einer unerhörten Begebenheit die Rede, von einem Geschehen außerhalb der Norm. Nicht wenige Menschen sehnen sich nach Außergewöhnlichem, ja nach Absolutem. Doch wem ist eine solche Grenzüberschreitung schon vergönnt? Bloß ein kecker Sprung ins Wasser reicht nicht. Eine Existenz im Bereich der Sterne, sie muss vorgezeichnet sein.

 

Bei Alexander, der zentralen Gestalt diese Novelle, ist das der Fall. Er schlägt die geistliche Laufbahn ein, wird Priester. Bleibt dann aber nicht auf unteren Stufen stehen, sondern steigt in der Hierarchie immer höher hinauf, und das im Zeitraffer, wird auf diese Weise der jüngste lebende Kardinal. Ein geradezu rasender kirchlicher Karriereverlauf. Doch die Endstation ist immer noch nicht erreicht. Kaum zum Kardinal ernannt, muss Alexander in Rom an neuer Stelle sein Zelt aufschlagen – jetzt an der höchsten. Mit seiner Wahl beginnt für die Kirche eine umstürzlerische Epoche, er reißt Überliefertes ein, errichtet Pfeiler, die der jahrtausendealten Institution und ihren Gliedern Halt in der modernen Welt verleihen. Ihm stets zur Seite seine Schwester Julia. Doch selbst ihr enthüllt er nicht, was ihn im Innersten umtreibt. Und daher weiß niemand, wer da in Wahrheit den Gläubigen in aller Welt vorsteht.